Burnout – eine neue Volkskrankheit?

Immer mehr Menschen klagen über ein Burnout. Der Begriff kommt aus den USA, ist in aller Munde und in der letzten Zeit zu einem richtigen Diskussionsrenner geworden. Was ist darunter genau zu verstehen und wer gehört zu dieser Risikogruppe? Als selbständige Treuhänderin und Unternehmensberaterin, Ehefrau und Mutter von zwei Kindern sowie Landrätin, Mitglied in mehreren Kommissionen und Moderatorin der Gesprächsrunde «Laufentaler Arena» stellt sich Juliana Nufer zu diesem Thema einigen Fragen.

Interview von Franz Halbeisen

Ist Burnout eine neue Modekrankheit oder hat die Gesellschaft einfach nur ein neues Trendwort erfunden?
Juliana Nufer: Nein, ich glaube nicht, dass Burnout einfach nur eine neue Modekrankheit in unserer Gesellschaft darstellt. In meinem ganzen Umfeld habe ich mit sehr vielen und unterschiedlichen Menschen zu tun und bekomme in Gesprächen öfters Klagen über ein drohendes Burnout zu hören.
Können Sie die Burnout Krankheit aus Ihrer Sicht etwas näher definieren und beschreiben?
J.N: Ich bin weder Psychiater noch Fachfrau für diese Frage. Doch ich habe mich über Fachzeitschriften in diese Materie eingelesen. Meiner Meinung nach handelt sich bei einem Burnout nicht um eine Krankheit im engeren Sinn, sondern um einen momentanen Ausnahmezustand. Aus meiner Sicht sind Menschen davon betroffen, wenn sie sich körperlich, geistig und seelisch wegen ständiger Überlastung oder Überforderung in einem absoluten Tief befinden und sich deshalb schlichtweg ausgebrannt fühlen. Die Arbeit wird für die Betroffenen mehr und mehr zu einer reinen Last. Dazu habe ich in einer Informationsbroschüre des Kantons Baselland noch eine treffende Definition gelesen: «Ein Zustand psychischer, emotionaler und mentaler Erschöpfung aufgrund lang anhaltender Einbindung in emotional belastende Situationen.» Die Folge davon: «Abgeschlagenheit und abnehmende Effizient der Betroffenen.»
Wer zählt für Sie zu den prädestinierten Risikogruppen?
J.N: Dies kann ich nur ganz allgemein sagen. Für mich sind es ganz unabhängig vom Geschlecht solche Menschen, die sich übermässig stark für eine Sache engagieren, sich fast bis zur totalen Selbstaufgabe für etwas opfern, sehr pflichtbewusst und überdurchschnittlich hohe Ansprüche an sich und die eigene Leistungsbereitschaft stellen mit einem ausgeprägten Hang zum Perfektionismus.
In der Öffentlichkeit werden meist nur Burnout Fälle von Spitzenpolitiker und Topmanagern bekannt. Sind dies die Einzigen, welche gefährdet sind?
J.N: Nein, das glaube ich nicht. Ein Burnout kann jeden treffen, der unter ständig hohen Belastungen und Anforderungen steht. Dies ganz unabhängig von der Funktion oder vom sozialen und wirtschaftlichen Status einer Person. Das kommt öfters vor als man denkt. Denn meist ignorieren die Betroffenen die Warnsignale. Eine Krankenschwester oder ein Arzt, der sich für seine Patienten bis zur Selbstaufgabe einsetzt, kann genau so ein Burnout erleiden wie ein Politiker oder ein Firmenmanager. Meist spielt der Druck am Arbeitsplatz und damit die Angst die Existenz zu verlieren eine bedeutende Rolle.
Sie befinden sich in der multifunktionalen Rolle als Mutter, Ehefrau, Unternehmerin und Politikerin. Sind Sie eine Burnout Kandidatin?
J.N: Nein, bei mir ist dies Gott sei Dank nicht der Fall. Mittlerweile habe ich gelernt mich abzugrenzen und die Zeit für Familie, Beruf und Politik in einem vernünftigen Verhältnis einzuteilen. Dazu gehört aber auch je nach Situation Prioritäten zu setzen und Aufgaben und Pflichten delegieren zu können. Dies klappt bei mir recht gut.

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