Es gehört zu den Schweizer Untugenden, immer Rundumschläge zu lancieren. Die Wirtschaftskammer hat noch etwas Verständnis für die «Anti-Abzocker-Initiative», nach welcher die Investoren eines Unternehmens bestimmen könnten, wie sie ihre Manager entlöhnen wollen. Ein «marxistischer Murks» hingegen ist die von den Jusos angekündigte Volksinitiative «1:12–für gerechte Löhne», die nicht über den linksideologischen Nasenspitz hinaus durchdacht worden ist.
Die Manager-Lohnexzesse in wenigen Grossunternehmen sind in der KMU-Welt sowieso jenseits von Gut und Böse. Kein KMU kann sich solche Entlöhnungen leisten. Die Juso-Initiative, die staatlich diktierte Löhne will, würde aber vor allem die KMU treffen. Im Kurzschluss-Denken 1:12 ist auch nicht ersichtlich, wie «gerecht» denn die Löhne dazwischen sein dürften. Der Juso-Murks läuft also auch auf massive Lohnkürzungen in allen Lohnstufen hinaus. Die Schweiz kann aber auch nicht – wie seinerzeit die DDR – einfach eine Mauer bauen, um Abwanderungen aus einem sozialistischen «Gerechtigkeits-Paradies» zu verhindern. So dürfte es die Grossunternehmen ein «Lächeln» kosten, ihren Sitz ins Ausland zu verlegen, wo kein staatliches Lohndiktat herrscht. Nicht von ungefähr hat z.B. Nestlé bereits solche Vorwarnungen ausgesandt. Und eine Frage zum Schluss: Wer würde denn die Steuerzahlungen übernehmen, die heute von den «Reichsten» geleistet werden? Im Baselbiet sind es jährlich über 90 Mio. Franken, die von lediglich 0,8% der Steuerpflichtigen – also weit über dem Verhältnis 1:12 – dem Fiskus abgeliefert werden. Höhere Steuern also für die Meisten?
Markus Meier
Stv. Direktor Wirtschaftskammer Baselland
Also bitte… Marxismus als ganze Strömung insgesamt zu diskreditieren, zeugt nicht gerade von geschichtlicher Aufgeklärtheit, haben doch die von ihm initierten Arbeiter-Kämpfen und das daraus resultierende Kräfteverhältnis zu Ungunsten der Monopol-Kapitalisten den heutigen Arbeitern ungemein viele Verbesserungen gebracht. Man erinnere sich bloss an den General-Streik 1918 und die dadurch entstandene Sozial-Partnerschaft bei den Gewerkschaften.
Einen Lohnfaktor von 1:12 als Marxismus zu bezeichnen, lässt des weiteren daran zweifeln, dass Sie überhaupt eine Ahnung davon haben, was Marxismus ist. Man könnte es höchstens sozial-liberal nennen, oder bezeichnen sie etwa WEF-Gründer Klaus Schwab, der eine Lohnband-Breite von 1:20 fordert als revolutionären Marxisten?
Und die Schweiz hat übrigens auch keine Mühe damit Mauern zu bauen. Zum Beispiel eine Mauer gegen Einwanderung. Flüchtlinge aus einer kapitalistischen „Ungerechtigkeits-Hölle“, werden bei uns von rechtsideologischen Nasen gerne zur Folterung freigegeben oder von der Kuschel-Justiz bis zu 18 Monaten (unbedingt!) in ein Ausschaffungs-Gefängnis eingekerkert.
Ist nicht Ihre neoliberale Staatsfeindlichkeit und Ihr Ruf nach einer unregulierten Wirtschaft der wahre „Murks“, wie die aktuelle Krise mal wieder bewiesen hat. Hat man das Vermögen dieser 0,8% Steuerpflichtigen nicht gerade mit Milliarden an Steuergelder gerettet?
Denken Sie mal darüber nach, wie weit Ihre Nasenspitze reicht.