«Mit dem eigenen Geld geht man eben anders um als mit fremden», sagt Markus Meier, Stellvertretender Direktor der Wirtschaftskammer Baselland. Und damit erklärt er, wieso es bei den KMUs keine Abzockerlöhne gibt. Denn es mache ja keinen Sinn, wenn ein Geschäftsinhaber sich einen unverhältnismässigen Lohn zuspreche und damit die eigene Firma aushöhle. Vor allem am Anfang des Geschäftslebens sei es nichts Ungewöhnliches, wenn der Geschäftsinhaber nur einen Minimallohn oder gar keinen Lohn habe, weiss auch Gerda Massüger, Geschäftsleiterin des Business Parc Reinach und Laufental. Sie berät Leute, die sich selbständig machen möchten: «Ich rate jedem, sich selber am Anfang nur einen Minimallohn zu geben, und lieber in das Geschäft zu investieren.» Wie hoch der Minimallohn sein soll, muss jeder Jungunternehmer selber mit sich ausmachen. Das hängt schliesslich auch davon ab, ob jemand eine Familie ernähren muss, oder ob er einen Lebenspartner hat, der vorübergehend zum grossen Teil für beider Lebensunterhalt aufkommen kann. Doch Massüger weiss, dass viele Jungunternehmer anfangs weit unter 3500 Franken verdienen. Klar dürfe das nur der Anfang sein. Nach zwei, drei Jahren sollte sich der Unternehmer einen rechten Lohn geben können. Was ihre ehemaligen Schützlinge machen, wenn das Geschäft gut rollt, kann Massüger nur vermuten: «Ich denke, dass die meisten einen allfälligen Gewinn ins Geschäft investieren.» Das könne durchaus in der Bildung von Reserven sein, damit auch in schwierigeren Zeiten immer Geld für den Lohn da ist. Denn der Gedanke, dass sich die Familie einschränken müsse, nur weil man selbständig sein wolle, könne doch sehr belastend werden. Manche würden auch das Geschäft ausbauen, was aber nicht so einfach sei, weil dadurch wiederum die Fixkosten steigen.
Wohin fliesst das Geld?
Es stellt sich auch die Frage, was den eigentlich mit dem Geld passieren würde, wenn die eidgenössische Initiative «Gegen die Abzockerei» angenommen würde. Oder auch die neulancierte Initiative der Jungsozialisten «1:12 Gemeinsam für gerechte Löhne». Diese will erreichen, dass Geschäftsleiter höchstens zwölfmal mehr verdienen als ihre Mitarbeiter mit den kleinsten Löhnen. Markus Meier schätzt, dass es auf einen Mix hinauslaufen würde, wenn die Managerlöhne gekürzt würden: Die Aktionäre könnten mehr Dividende erhalten, es könnte mehr Geld für Forschung und Entwicklung bereit stehen, die Löhne einzelner Arbeitnehmer könnten steigen und die Produkte könnten günstiger werden. Das könnte auch Auswirkungen auf die KMUs haben. Dass es sich insgesamt um grössere Summen handelt, zeigt die Studie über Managerlöhne von Travail Suisse. In den letzten sieben Jahren sind die Saläre der 27 untersuchten Schweizer Konzernleitungen um 83 Prozent gestiegen. Die Löhne der Angestellten jedoch lediglich um 8,4 Prozent.
Diskurs eröffnet
Meier bezeichnet die Initiative der Jungsozialisten zwar als einen «marxistischen Murks». Zur offiziellen Haltung der Wirtschaftskammer zum JUSO-Vorstoss hingegen und zur Abzocker-Initiative kann er noch nichts sagen. Da müsse der politische Prozess erst richtig anlaufen. Denn es sei auch noch wenig klar, was das alles für die KMUs bedeuten würde. Sicher aber sei, dass die Wirtschaft einen freien Spielraum brauche, in dem sie sich dynamisch und wettbewerbsfähig entwickeln könne. Es sei in Ordnung, wenn der Staat grundsätzliche äussere Grenzen setzen würde, aber wenn die Vorschriften zu weit gingen oder zu detailliert seien, so sei das für die wirtschaftliche Entwicklung hinderlich, erklärt Meier.