Müssen sich die KMUs des Laufentals vor der US-Kreditkrise fürchten? Diese Frage hat uns Prof. Dr. Urs Müller beantwortet. Müller ist Dozent für öffentliche Finanzen an der Universität Basel und Direktor und Chefökonom von BAK Basel Economics. Das private Wirtschaftsforschungsinstitut erstellt ökonomische Analysen und Prognosen für Regionen, Länder und Branchen in Europa und den USA. Es ist eine Aktiengesellschaft. Anteilseigner sind Privatpersonen und Institutionen (Kantone, Gemeinden, Verbände, Stiftungen und Unternehmen).
Kann die amerikanische Bankenkrise auch den KMUs des Laufentals schaden?
Urs Müller: Leider kann die US-Bankenkrise sehr wohl einen Einfluss auf die Wirtschaft der Region haben. Es stellt sich aber vor allem die Frage, wie die Schweizer Konsumenten und Unternehmer reagieren. Es ist mehr eine Frage der Stimmung, und die lässt sich nur schwer voraussagen. Bisher hat der Konsument praktisch nicht weniger Geld im Portemonnaie. Wenn er aber täglich in der Zeitung lesen sollte, dass die Gefahr einer Wirtschaftskrise steigt, so könnte er seinen Konsum einschränken, obwohl er nicht weniger Geld zur Verfügung hat.
Kann ein kleiner Unternehmer etwas dagegen tun?
Nein, was sollte er auch machen? Es läuft ja noch alles gut. Das einzige, was er machen kann, ist seine Kunden bei guter Laune zu halten.
Gibt es weitere Gefahren?
Es könnte auch sein, dass die Banken nun bei der Kreditvergabe vorsichtiger werden. Das würde dazu führen, dass Unternehmen Liquiditätsprobleme bekommen oder nötige Investitionen nicht mehr tätigen können.
Könnte sich das Ganze zu einer plötzlichen Rezession auswachsen?
Kaum. Wir geben eine positive Prognose ab. Das letztjährige reale Wirtschaftswachstum der Region Nordwestschweiz lag bei 3–4%. Das ist gut 1 Prozentpunkt mehr als der Schweizer Durchschnitt. Davon profitierte auch die Laufentaler Wirtschaft. Die Lage müsste sich massiv verschlechtern, um nun plötzlich in ein Nullwachstum oder eine Rezession zu kippen. Ein solches Schreckensszenario wäre beispielsweise, wenn eine Schweizer Bank Konkurs gehen würde. Aber bisher ist das Ganze ja primär ein nordamerikanisches Problem, von dem zum Beispiel weder die Kantonalbanken noch die Raiffeisenbanken betroffen sind.
Schwieriger würde es auch, wenn der Schweizer Franken deutlich teurer würde. Dies würde den Export schwächen, der ein deutlicher Motor des Wirtschaftswachstums war und auch in diesem Jahr bleiben dürfte.
Wie wird es der Region dieses Jahr gehen?
Das Bruttoinlandprodukt, die aussagekräftigste Kennzahl des Wirtschaftswachstums auch für KMUs, wird weiterhin steigen und zwar um gut 2% in der Schweiz. Profitieren werden vor allem die Exportbranchen, die Maschinenindustrie und die Bereiche Pharma und Agro. Natürlich auch alle, die für diese Bereiche Zulieferer sind. Die Nordwestschweiz wächst dank der weiterhin guten Pharmadynamik mit etwa 2½% leicht stärker als die Schweiz.
Und wer muss aufpassen?
Der Bereich Bau. Er hatte in den letzten zwei Jahren ein extremes Hoch und wird nun wieder auf ein normales Niveau herunterkommen. Da das Laufental einen relativ grossen Anteil an Baufirmen und Bauzulieferbetrieben aufweist, ist hier im 2008 ein leicht unterdurchschnittliches Wachstum zu erwarten.
Nun gut, das war ja nach der EURO 08 zu erwarten.
Das hat nichts mit der EURO 08 zu tun. Dafür wird ja praktisch nichts gebaut. Es wurde ja keine zusätzliche Strasse oder Eisenbahnlinie gebaut (nur das Joggeli vergrössert). Die Teuerung im Tiefbau ist auf diverse andere Schweizer Grossbaustellen und Preissteigerungen bei den Vorleistungen zurückzuführen, welche Engpässe ausgelöst haben.