Kluges Köpfchen oder geschickte Hände?

Die Sommerferien stehen vor der Tür. Doch bereits schon in wenigen Wochen beginnen für viele Schüler und Schülerinnen das achte und neunte Schuljahr. Höchste Zeit, um sich Gedanken über Berufswünsche zu machen und sich um entsprechende Schnupperlehren zu kümmern. Thomas Disler ist Vorstandsmitglied im Gewerbeverein KMU Laufental und dort zuständig für die Lehrlingsausbildung. Disler hat einen Garagebetrieb und bildet derzeit in seinem Unternehmen einen kaufmännischen sowie zwei Automechaniker Lehrlinge aus. Er gibt Auskunft zu einigen zentralen Fragen.

Interview von Franz Halbeisen

Sie bilden in ihrem Garagebetrieb Lehrlinge aus. Bietet Ihr Unternehmen auch Schnupperlehren an?
Thomas Disler: Ja, selbstverständlich. Für mich ist dies ein Teil der Vorselektion, um überhaupt jemandem eine Lehrstelle anzubieten. Nur auf schriftliche Bewerbungen oder Abschlusszeugnisse würde ich mich nicht verlassen. Letztes Jahr fanden in meinem Betrieb 15 Schüler und Schülerinnen eine Schnupperstelle. Dabei hatte ich Gelegenheit die jungen Leute persönlich etwas näher kennen zu lernen und sie zu beschnuppern. Zwei von ihnen haben dann bei mir auch eine Lehrstelle gefunden.
Ab welchem Zeitpunkt sollen sich die Schulabgänger mit ihren Berufswünschen beschäftigen und sich um eine Schnupperlehre kümmern?
Disler: Es ist zwar für einen Jugendlichen recht früh. Doch bereits ab dem 8. Schuljahr sollten sich die Schüler mit ihren Berufsvorstellungen auseinander setzen und eine grobe Zielrichtung festlegen. Spätestens in der 9. Klasse geht es darum, sich konkret um Schnupperlehren zu bemühen und eine Lehrstelle zu finden. Hilfe bietet dabei die Schule mit dem Berufswahlfach, das den Jugendlichen verschiedene Berufsbilder und die Weiterbildungsmöglichkeiten aufzeigt. Wichtig dabei ist, dass Eltern und Lehrer den Jugendlichen helfen auf dem Boden der Realität zu bleiben. Denn ohne entsprechende Schulausbildung und Qualifikation oder Eignung bleibt jeder Berufswunsch lediglich eine Illusion. Es ist zwar verständlich, wenn ein Junge davon träumt Pilot, Profifussballer oder Autorennfahrer zu werden oder ein Mädchen sich nichts sehnlichster wünscht als Topmodell oder Sängerin berühmt zu werden. Doch wenn die Ziele zu hoch oder falsch gesteckt sind, ist der Misserfolg praktisch vorprogrammiert. Zurück bleibt am Ende dann meist bittere Enttäuschung und Frustration.
Wie können Lehrkräfte oder die Eltern ihre Kinder bei der doch schwierigen Entscheidung für einen Beruf oder auch der Suche nach einer Schnupper- oder Lehrstelle unterstützen?
Disler: Indem sie den noch unsicheren Jugendlichen Hinweise und Anregungen geben. Doch es genügt nicht nur zu helfen einen strukturierten Lebenslauf auf dem Computer zu schreiben. Es braucht praktische Tipps. Den Weg zum Ziel sollte jedoch jeder Schulabgänger selbst finden. Dabei kommt es auch auf das psychologische Vorgehen jedes Einzelnen an, wie er sich verkauft und seine Motivation für eine Berufslehre darlegt. Es macht bei jedem Chef einen denkbar schlechten Eindruck, wenn jemand in einem Betrieb um einen Ausbildungsplatz vorspricht, aber von der Tätigkeit und dem Kerngeschäft der Firma kaum eine Ahnung hat. Eine gute und seriöse Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch und möglichst fundierte Informationen über einen Betrieb sind meines Erachtens zwei wichtige Erfolgsgaranten. Es manifestiert auch ein gewisses Geschäftsinteresse.
Dies gilt besonders bei KMU-Betrieben, welche aus Zeitgründen keine umfassenden Kandidatenprüfungen oder Eignungs-Checks durchführen können und sich deshalb ein Stück weit auf ihr Gespür und den gesunden Menschenverstand verlassen müssen.
Gibt es genügend Schnupperlehrstellen?
Disler: Bei den Ausbildungsstellen gibt es in manchen Branchen wohl Engpässe. Meiner Meinung nach hat es jedoch in fast allen Berufszweigen genügend Schnupperlehrstellen, denn damit geht kein Betrieb eine bindende Verpflichtung ein.

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